TAO Unternehmensberatung

Machtprozesse - eine Nachlese

Im Rahmen der TAO Akademie referierte der Berater und Psychotherapeut Joe Seiwald über das Zustandekommen und die Spielarten von Macht in Organisationen. Er stellte an diesem Abend die Mechanismen der Entstehung und Aufrechterhaltung von Macht in den Kontext von Kommunikationsprozessen.

Aufgrund von Zuschreibungen, dass eine andere Person in einem asymmetrischen Beziehungsgefüge über Möglichkeiten verfügt, andere zu beeinflussen, bilden sich nach und nach faktische Machtkonstellationen aus. Im Unterschied zu Macht, die auf der Möglichkeit des Gewalteinsatzes beruht, sieht er in der Autorität die persönlichen Beeinflussungsstrategien, die dazu führen, dass andere freiwillig folgen.

Macht geht immer einher mit der Möglichkeit, Unsicherheit oder Ungewissheit einer anderen Person zu erhöhen, zu verringern oder insgesamt so zu beeinflussen, dass jemanden auf eine Alternative festgelegt werden kann. In diesem Zusammenhang entstand eine Diskussion, inwieweit nicht auch Coaching einer Machtausübung nahe kommt, da auch in Coachingprozessen die Coachees so beeinflusst werden, dass sie sich für eine Alternative entscheiden (können). Als wesentlicher Unterschied zu Machtausübung wurde für das Coaching die Freiwilligkeit der Entscheidung an sich und für unterschiedliche Handlungsoptionen herausgestrichen.

Die Entstehung von Machtprozessen in Beziehungen beschrieb Joe Seiwald dergestalt, dass anfangs Personen in ein freies Beziehungsgefüge eintreten, von dem anfangs auch ein jederzeitiger Ausstieg möglich ist. Dies ändert sich in dem Moment, in dem jemand über die Mitgliedschaft oder Nichtmitgliedschaft in dieser Beziehung entscheiden kann. Ab nun kommt Macht ins Spiel, da diese Entscheidungsgewalt den Unsicherheitsraum des anderen erhöht ihn damit beeinflusst. In weiterer Folge führt das oft dazu, dass sich die Akteure unterwerfen, um die Mitgliedschaft entweder zu erlangen oder weiter zu behalten.

Träger der Macht, der u.a. über die Mitgliedschaft anderer entscheidet, ist in Organisationen die Hierarchie. Die wesentlichste Funktion von Hierarchie ist das Ersetzen von Kommunikation, wo Kommunikation nicht angebracht ist, weil keine Zeit für Diskussions- und Entscheidungsprozesse zur Verfügung steht (z.B. bei Einsatzkräften, Gefahr in Verzug), oder weil die Eigeninteressen der Protagonisten vor dem Organisationsinteresse überwiegen oder zu heterogen sind oder wo in brisanten Entscheidungssituationen die rasche Wahl der richtigen Entscheidungsalternative existenziell ist.m Zuge dieser Aussage, dass Macht bzw. Hierarchie Kommunikation überflüssig macht, kam eine Diskussion über die politischen Implikationen dieser These auf: Wenn in einer Gesellschaft keine Zeit mehr zum Reflektieren und Kommunizieren zur Verfügung steht bzw. gestellt wird, dann besteht die Gefahr der verstärkten Ausbildung totalitärer Strukturen. Je weniger politscher Diskurs geführt wird, desto mehr wird einzelnen die Ausübung von Macht erleichtert.

Oftmals ist Macht im gesellschaftlichen Diskurs negativ konnotiert, mit dem Wort Macht schwingt auch der Machtmissbrauch mit. Seiwald führte jedoch aus, dass Macht per se wertneutral ist, dass man ohne Macht auch ohnmächtig ist, dass Macht an sich einen Gestaltungs- und Möglichkeitsraum eröffnet. Die Frage ist immer nur, wie damit umgegangen wird.

Die Begrenzungen der Macht liegen einerseits in der Selbstkontrolle der Mächtigen und andererseits in der externen Kontrolle derjenigen, die der Macht unterworfen sind. Die zentralen Fragen sind damit: „wie viel Macht übe ich aus?" und  „wie viel Macht lasse ich zu?". Die der Macht Unterworfenen können den Machtraum eingrenzen, indem sie einerseits bei der operativen Umsetzung selektiv vorgehen oder indem sie andererseits bei der Weitergabe von Informationen „nach oben" einen Filter dazwischenschalten und Informationen selektiv weitergeben. Damit ergibt sich die paradoxe Situation, dass in Organisationen ein doppeltes Dreieck entsteht: ein auf der Basis stehendes Dreieck des Wissens, das sich nach oben verjüngt, weil das Detail- und Fachwissen an der Basis der Organisation am breitesten ausgeprägt sind und dieses Wissen mit jeder Hierarchiestufe abnimmt. Andererseits verhält es sich mit den Machtverhältnissen wie mit einem auf die Spitze gestellten Dreieck. Die meiste Macht ist oben in der Organisation und nach unten zu verjüngt sich die Einflussmöglichkeit. Provokant gesprochen ist dort die größte Macht wo die Wissenspyramide am schmalsten ist.

Die lebhaften Diskussionen des Abends und die vom Referenten und von den Teilnehmer/-innen eingebrachten Beispiele führten wieder einmal sehr gelungen vor Augen, dass Macht ein dynamischer Prozess ist, der durch kleine Einflussnahmen entsteht und der sich durch weitere Aktionen der beteiligten Akteure weiter entwickelt. Im Umgang mit Macht sind generell das frühzeitige Erkennen von Missbrauch und die couragierte Korrektur durch jeden einzelnen nötig und wünschenswert.

 

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